Kokerei Hansa: Ein Denkmal der Kohleveredelung und des Strukturwandels

Veröffentlicht am 23. Mai 2025 um 09:50

Dortmund. Inmitten des nördlichen Ruhrgebiets, in Dortmund-Huckarde, ragt eine beeindruckende Industrieanlage empor, die Zeugnis einer vergangenen Ära ablegt: die Kokerei Hansa. Mehr als nur ein verrostetes Stahlgerüst, ist sie ein lebendiges Museum, das die Geschichte der Kohleveredelung, die harte Arbeit der Kumpel und den tiefgreifenden Strukturwandel des Ruhrgebiets eindrucksvoll erzählt. Eine Zeitreise durch ihre bewegte Vergangenheit.

Die Geburt einer Kohleveredelungsanlage: Von der Zeche zur Kokerei

Die Geschichte der Kokerei Hansa ist untrennbar mit der benachbarten Zeche Hansa verbunden. Mit dem Aufstieg der Schwerindustrie im Ruhrgebiet stieg auch der Bedarf an Koks, einem hochwertigen Brennstoff, der vor allem in Hochöfen zur Roheisenherstellung eingesetzt wurde. Um die Wertschöpfung der geförderten Steinkohle zu erhöhen und Transportwege zu sparen, beschloss man den Bau einer eigenen Kokerei direkt am Zechenstandort.

So wurde die Kokerei Hansa in den Jahren 1927 bis 1928 von der Harpener Bergbau AG errichtet. Von Beginn an war sie eine hochmoderne Anlage ihrer Zeit, konzipiert für die Produktion großer Mengen Koks aus der heimischen Fettkohle. Die Koksöfen, die einst glühend heiße Kohle in wertvollen Koks verwandelten, bildeten das Herzstück der Anlage.

Blütezeit und der Rhythmus der Produktion

In den Jahrzehnten nach ihrer Inbetriebnahme erlebte die Kokerei Hansa ihre Blütezeit. Tausende von Arbeitern fanden hier Beschäftigung, darunter nicht nur Koker, sondern auch Schlosser, Elektriker, Chemiker und viele andere Berufe, die den komplexen Betrieb am Laufen hielten. Die Arbeit auf einer Kokerei war extrem anspruchsvoll: Die enorme Hitze der Öfen, der Umgang mit aggressiven Chemikalien und der ständige Schmutz prägten den Arbeitsalltag. Doch es herrschte auch ein starker Zusammenhalt und ein tiefer Stolz auf die geleistete Arbeit.Die Kokerei Hansa lieferte den wichtigen Brennstoff für die Stahlindustrie des Ruhrgebiets und trug maßgeblich zum Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit bei. Der Rhythmus der Produktion war allgegenwärtig: Das Anfahren der Ofenwagen, das Drücken des glühenden Kokses, das Löschen im Koksturm – alles war ein perfekt choreografiertes Ballett aus Mensch und Maschine.

Der langsame Abschied: Strukturwandel und Stilllegung

Ab den 1970er Jahren setzte der Strukturwandel im Ruhrgebiet ein. Die deutsche Steinkohle geriet zunehmend unter Druck durch günstigere Importkohle und andere Energieträger. Auch die Stahlindustrie, Hauptabnehmer des Kokses, erfuhr tiefgreifende Veränderungen. Dies hatte direkte Auswirkungen auf die Kokerei Hansa.

Trotz Modernisierungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungen war das Ende der Ära absehbar. Der Druck auf die Kohleveredelung wuchs, und schließlich fiel die Entscheidung zur Stilllegung. Am 15. Dezember 1992 wurde der letzte Ofen auf Kokerei Hansa gedrückt. Ein emotionaler Moment für die Belegschaft und ein symbolischer Schlusspunkt für ein Stück Industriegeschichte in Dortmund.

Ein neues Leben: Vom Industriegelände zum Denkmal

Anders als viele andere stillgelegte Industrieanlagen im Ruhrgebiet wurde die Kokerei Hansa nicht abgerissen. Vielmehr erkannte man ihren einzigartigen historischen Wert. Die Anlage wurde 1995 unter Denkmalschutz gestellt und ist heute ein herausragendes Beispiel für die Bewahrung industrieller Architektur.

Heute ist die Kokerei Hansa ein wichtiger Ankerpunkt der Route der Industriekultur und ein beeindruckendes Freilichtmuseum. Besucher können sich hier auf eine faszinierende Reise begeben, die Maschinen, Öfen und Förderbänder erkunden und die Dimensionen der einstigen Produktion hautnah erleben. Regelmäßige Führungen, Ausstellungen und Veranstaltungen machen die Geschichte lebendig und vermitteln ein tiefes Verständnis für die Bedeutung der Kohleveredelung für die Entwicklung des Ruhrgebiets.

Die Kokerei Hansa ist somit nicht nur ein Ort der Erinnerung an die harte Arbeit und den industriellen Fortschritt, sondern auch ein Symbol für den erfolgreichen Wandel einer Region. Sie zeigt, wie aus einem ehemaligen Produktionsstandort ein beeindruckendes Kulturdenkmal werden kann, das die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlägt.