Zollverein XII: Eine Reise durch die Geschichte des Bergwerks

Essen - Die Zeche Zollverein Schacht XII, ist weit mehr als nur ein stillgelegter Industriekomplex. Ihre Geschichte ist tief verwurzelt in der Entwicklung des Ruhrgebiets und erzählt von Pioniergeist, harter Arbeit und dem Wandel einer ganzen Region. Die Gründung von Zollverein geht auf das Jahr 1847 zurück, als der Industrielle Franz Haniel die ersten Grubenfelder erwarb. Der Name „Zollverein“ war dabei eine Hommage an den Deutschen Zollverein, der die wirtschaftliche Einheit Deutschlands förderte. Der eigentliche Aufschwung begann mit dem Abteufen des Schachts XII im Jahr 1928. Dieser Schacht sollte zum Herzstück der modernsten und leistungsfähigsten Steinkohlenzeche ihrer Zeit werden. Unter der visionären Leitung der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer entstand ein einzigartiges Ensemble von Industriegebäuden im Bauhaus-Stil. Die klaren Linien und die funktionale Ästhetik verliehen Zollverein XII eine bis dahin ungesehene Eleganz und brachen mit den traditionellen Bauweisen im Bergbau. Die markanten Fördergerüste, die Kohlenwäsche und die Kokerei wurden zu Symbolen des industriellen Fortschritts. Die Blütezeit von Zollverein XII fiel in die Nachkriegsjahre und die Zeit des „Wirtschaftswunders“. Tausende von Bergleuten fanden hier Arbeit und trugen maßgeblich zum Wiederaufbau Deutschlands bei. Die Zeche erreichte in den 1950er Jahren ihre höchste Förderleistung und galt als Vorbild für Effizienz und Innovation im Bergbau. Doch der Strukturwandel in der Kohleindustrie machte auch vor Zollverein nicht Halt. Steigende Förderkosten und die Konkurrenz internationaler Märkte führten zu einem allmählichen Niedergang. Nach intensiven Debatten und dem Engagement von Bürgerinitiativen wurde Zollverein XII am 23. Dezember 1986 stillgelegt. Was folgte, war ein bemerkenswerter Transformationsprozess. Anstatt die Industrieanlagen abzureißen, erkannte man ihren historischen und kulturellen Wert. Unter dem Motto „Bewahren durch Verändern“ begann die behutsame Umgestaltung des Geländes zu einem Zentrum für Kultur, Kunst, Design und Wirtschaft. Dieser Wandel kulminierte im Jahr 2001 mit der Ernennung von Zollverein zum UNESCO- Welterbe. Die Begründung der UNESCO würdigte Zollverein als „ein herausragendes Beispiel für die Entwicklung eines bedeutenden industriellen Zentrums“ und als „ein architektonisches und technisches Meisterwerk“. Heute ist Zollverein ein lebendiger Ort, der jährlich über eine Million Besucher anzieht. Die historischen Gebäude beherbergen Museen wie das Ruhr Museum und das Red Dot Design Museum, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und vielfältige Veranstaltungsflächen. Die Geschichte der harten Arbeit unter Tage ist allgegenwärtig und wird in Führungen und Ausstellungen lebendig gehalten. Die Geschichte von Zollverein XII ist somit eine Geschichte des industriellen Aufstiegs und des gelungenen Strukturwandels. Sie erinnert an die Bedeutung des Bergbaus für die Region und zeigt gleichzeitig, wie aus einem einstigen Produktionsort ein bedeutendes Zentrum für Kultur und Innovation entstehen kann. Die Zeche ist und bleibt ein faszinierendes Denkmal einer vergangenen Epoche und ein lebendiges Zeugnis der Wandlungsfähigkeit des Ruhrgebiets.